Wer kann in diesen Zeiten noch frei sein? – mit Eva von Redecker

Wer kann in Zeiten von Klimakrise und Rechtsruck noch frei sein?

Unsere Definitionen von Freiheit und Wohlstand münden in einer Welt der Erschöpfung. Frei ist nur, wer es sich leisten kann, wer grenzenlos reisen kann, wer ungehindert seinen Willen durchsetzen kann. Freiheit ist somit unmittelbar mit Konsum verbunden. Da der Konsum allerdings in einem Wirtschaftssystem stattfindet, das auf Ausbeutung und Zerstörung fußt, ist die Erschöpfung von Mensch und Natur die Folge.

Wohlstand und Freiheit werden also auf Kosten anderer erlangt. Beispielsweise durch die Ausbeutung weiblicher Reproduktionsarbeit und durch schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen von Menschen im Globalen Süden.

Zudem leben wir massiv auf Kosten künftiger Generationen. Unser heutiger Ressourcenverbrauch und Energiehunger wird es unseren Kindern und Enkeln unmöglich machen, ein ähnlich komfortables Leben zu führen.

Doch auch für aktuelle Generationen führt unsere Vorstellung von Freiheit zu Überforderung und Erschöpfung, da wir ständig unseren Anspruch auf Kontrolle und Besitz verteidigen müssen. Der Wunsch nach Stabilität begünstigt konservative und rechte Strömungen, die sich als Hüterinnen traditioneller Werte positionieren. Autoritäre Strömungen versuchen Privilegien zu erhalten, die sie als „Normalität“ wahrnehmen. Dazu unterstützen sie Maßnahmen, die die Freiheiten von Minderheiten und Andersdenkenden einschränken.

Für Eva von Redecker ist der Preis, der für dieses System bezahlt wird, das Erbe feudaler Strukturen. Aus diesen Strukturen erwuchs der Kapitalismus, den sie scharf kritisiert. Auch die Klimakrise wird als Ergebnis dieser Entwicklung betrachtet. In unserer KlimaKneipe möchten wir mit ihr darüber diskutieren, wie man aus der Erschöpfung herausfinden kann. Zentral ist dabei Evas Vorschlag, Freiheit als „Bleibefreiheit“ neu zu denken. Bleibefreiheit, im Gegensatz zur Bewegungsfreiheit, ist die Möglichkeit, an einem Ort zu bleiben. Sie lässt sich nur gemeinsam herstellen und sie wächst, wenn wir sie teilen. Ihr gleichnamiges Buch beschreibt Eva von Redecker wie folgt: „Es ist ein langer Essay über Leben, Tod und Schwalben. Mein Grundgedanke darin ist, Freiheit zeitlich zu verstehen – als volles und erfülltes Leben.“

In diesem Verständnis von Freiheit werden auch wirtschaftliche Ansätze wie die ökologische Kreislaufwirtschaft erkundet, die das Leben erhalten und die Regeneration von Ressourcen in den Mittelpunkt stellen. Eva von Redecker überdenkt die sozialen und materiellen Voraussetzungen von Eigentum, Autonomie und Freiheit. Hierfür stellt sie insbesondere feministische Perspektiven der Philosophie in den Vordergrund.

Die Klimakneipe verspricht durch Evas klare Sprache und charmante Art ein spannender Abend zu werden.

Beginn ist 19 Uhr im Massif Central, es besteht Eintrittsfreiheit!

NEU: Mit LIVESTREAM auf Youtube und Instagram live!