25. Mai 2021

Es steht nicht überall Klimakrise drauf, wo Klimakrise drinsteckt

Die menschengemachte (anthropogene) Klimakrise ist ein Problem von gigantischen Ausmaßen; es ist so umfassend und komplex, dass viele Aktivisti darauf pochen, diese Krise als die größte Herausforderung und drängendstes Problem unserer Zeit zu begreifen. Es ist eine Krise, die alle Bereiche des Lebens beeinflusst und in ihrem Wirken zahllose Facetten hat. Die Klimakrise sorgt für die direkte Zerstörung von Tierarten und Menschenleben, für Naturkatastrophen genauso wie für Hitzesommer.

Der Umstand, dass wir die Klimakrise im Globalen Norden aber nur sehr schwach oder nur verspätet spüren oder ihre Folgen anderen Ursachen zuschreiben können, verschlimmert das Problem umso mehr. Wir wissen zwar, dass wir mitten in der Klimakrise stecken. Dass durch unser Wirtschaften, unser Leben und Arbeiten ganze Landstriche im Globalen Süden zerstört werden. Wir wissen das, weil es unzählige wissenschaftliche Beweise gibt. Und obwohl wir all das wissen, können wir es ganz einfach ignorieren – weil es uns im Globalen Norden nicht direkt passiert. Und natürlich, weil die wissenschaftlichen Belege wahnsinnig komplex sein können.

Es lässt sich immer auf Zahlen herunterbrechen: sagen wir, Deutschland stößt 100 Megatonnen CO2 pro Jahr aus (tatsächlich waren es 2020 rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase). Als reguläre Bürger:innen kann man sich gerade so vorstellen, was eine Tonne ist. So viel wiegt ein Verbrenner-Auto. Mega bedeutet Millionen – aber auch da hört es wieder auf. Nur wenige können sich 100 Millionen Autos überhaupt vorstellen und wirklich verstehen, wie das aussieht. Und darin steckt das Problem: wie kann man der Klimakrise begegnen, wenn man gar nicht weiß, was man da entgegentritt?

Facetten Der Klimakrise

Ganz simpel ausgedrückt: die größten und zahlreichsten Ursachen der Krise kommen aus dem Globalen Norden, die Folgen woanders (im Globalen Süden), und das Ganze ist so groß, dass es unvorstellbar wird. Man müsste dieses immense Problem kleiner und anschaulicher darstellen, um es verständlich zu machen. Denn erst wenn ein Problem begreifen, verstehen und darüber reden kann, kann man an einer Lösung arbeiten.

Aus diesem Grund wollen wir uns ein wenig mit den Sektoren auseinandersetzen, die die Klimakrise maßgeblich befeuern. Oder besser gesagt: die Bereiche unserer Gesellschaft, innerhalb deren wir die Klimakreise am stärksten und effizientesten – und vermutlich am unbewusstesten und gleichgültigsten – befeuern.

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Dabei versuchen wir von der großen Ebene (den Gigatonnen) dorthin zu kommen, wo wir als Bewohner:innen des Globalen Nordens in dieser Krise stehen. Was wer wie dazu beiträgt, was wer wie dagegen tun kann. Und weil das hier kein wissenschaftliches Paper sein soll, beschränken wir uns auch nicht auf harte Fakten der Klimawissenschaft, sondern lassen auch andere Einflüsse gelten, die zur Meinungsbildung beitragen können. Dazu gehören neben Fragen der Wissenschaft (wieviele Emissionen stößt ein Auto aus? Welches Haus ist am klimafreundlichsten?) natürlich Fragen der Politik (wer bestimmt eigentlich, was zu viel ist?), der Wirtschaft (Ist daran nur der Kapitalismus schuld?) Und nicht zu vergessen auch Fragen der Ethik und Moral (Woher haben sich Menschen des Globalen Nordens eigentlich die Einstellung, sich so viel herausnehmen zu dürfen?)


Im Ersten Teil der Serie soll es um die Tierindustrie gehen, und wie sie zur menschengemachten Klimakrise beiträgt. Manchen Aktivisti (und Nicht-Aktivisti) war wahrscheinlich noch nicht einmal bewusst, wie groß der Einfluss dieses Sektors auf die Klimakrise ist – umso wichtiger scheint es, sich damit auseinander zu setzen.

Hier gehts zum Artikel Facetten der Klimakrise (Teil 1): Tierindustrie