21. April 2021

Lagarde antwortet uns – wir reagieren

Greenwashing und Lippenbekenntnisse sind nicht genug

“Wir fordern Sie auf, bis zum 11. März zu erklären, wie und bis wann die EZB ihre gesamte Geldpolitik und Bankenaufsicht in Einklang mit dem 1,5-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens bringen wird.”

Mit diesen Worten endet der Brief, den wir am 16. Februar mit der Unterstützung von zahlreichen Unterzeichner:innen an die EZB gerichtet hatten. Diese Forderung sollte eine Selbstverständlichkeit sein im Angesicht der Klimakrise, die sich seit Jahren manifestiert, und sie wird von der EU spätestens seit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens 2016 offiziell mitgetragen. 

Und tatsächlich: Am letzten Tag der Frist schickte EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine Antwort. Doch leider fällt diese enttäuschend aus: Die EZB findet schöne Worte, unterstützt aber weiterhin klimafeindliche Unternehmen. Um dieses Greenwashing nicht unkommentiert zu lassen, haben wir die Antwort von Christine Lagarde zusammen mit Expert:innen im Detail analysiert und wiederum eine Antwort verfasst. Unser Video fasst die Kernaussagen zusammen.

Daraus wird ersichtlich, dass die EZB weit hinter ihren eigenen Ansprüchen und ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen in Europa und auf der ganzen Welt zurückbleibt.

In unserer Reaktion fordern wir daher:

„Sehr geehrte Frau Lagarde, seien Sie ehrlich mit sich selbst und mit uns: Sie wissen genau, dass die bisher von der EZB getroffenen Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen, um das Voranschreiten der Klimakrise auch nur zu verlangsamen.

Die Klimakrise ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit und bedroht die Menschheit existenziell. Die EZB und die Nationalbanken müssen endlich begreifen, dass man die Klimakrise nicht mit mit leeren Versprechen und Greenwashing bekämpfen kann. In einer Zukunft geprägt von klimabedingter Not gibt es nichts zu regulieren oder finanzieren. Der Kampf gegen die Klimakrise und für Klimagerechtigkeit muss zum leitenden Impuls werden!“

Die EZB und Nationalbanken wie die Deutsche Bundesbank müssen endlich verstehen, dass die Bekämpfung der Klimakrise nichts ist, was man nebenbei als Teil einer CSR-Strategie erledigen kann. Der Finanzsektor, die Wirtschaft, die Industrie und die Politik müssen verstehen, dass menschliche Gesellschaft, Konsum, Wachstum, Artenvielfalt und Natur nur als verwobenes Netz begriffen werden können.

Selbst wenn es sie jemals gegeben hätte – die Zeit für Lippenbekenntnisse und Greenwashing ist längst vorbei.

(1) New Economics Foundation et al. 2020, Decarbonising is Easy. Beyond Market Neutrality in the ECB’s Corporate QE https://neweconomics.org/2020/10/decarbonising-is-easy

(2) EZB-Chefin Lagarde stellt zentrales Prinzip in Frage (FAZ, 15.10.2020)

(3) Bundesbank chief: How central banks should address climate change (Financial Times, 19.11.2020)