5. Juni 2020

Die EZB. Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Wir vom KoalaKollektiv verfolgen das Handeln der Finanzakteure in der Klimakrise sehr genau. Und obwohl wir oft Banken kritisieren, ist dies keine Fundamentalkritik am Bankensystem. Denn Banken sind zunächst neutral. Sie können Gutes oder Schlechtes bewirken. Sie können Krisen verstärken oder Lösungen unterstützen.

Wie steht es dabei um die Europäische Zentralbank?

Anlässlich der Sitzung des EZB-Rates zur Beratung über weitere Corona-Hilfen haben wir uns das einmal genauer angeschaut.

Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral werden und Christine Lagarde, die neue Chefin der EZB, hat angesichts der Klimakrise die Wichtigkeit von „grünen“ Investitionen anerkannt. Die Finanzpolitik der EZB steht jedoch im Widerspruch dazu.

Preisniveaustabilität ist die wichtigste Aufgabe der EZB. Die wirtschaftlichen Folgen der Klimakrise werden jedoch so verheerend sein, dass diese langfristig in Gefahr ist. Daher muss die Bank nun Verantwortung übernehmen und das Klima schützen!

Doch wie kann die EZB genau wirken?

Die EZB selbst sieht sich als marktneutral und will ihre Käufe so tätigen, dass der Markt möglichst genau abgebildet wird – es also nicht zu Verzerrungen durch ihre Investitionen kommt. Wenn man die Klimaziele der EU jedoch ernst nimmt, so lässt sich die „Marktneutralität“ nicht mehr rechtfertigen. Denn wenn der Markt 1:1 abgebildet wird, wird der Status Quo zementiert. Dringend notwendig ist aber ein Umbau der Wirtschaft.

Doch selbst dieses antiquierte Dogma der „Marktneutralität“ hält die EZB derzeit nicht ein! Das Asset Portfolio der EZB ist CO2-intensiver als der (ohnehin schon klimaschädliche) Markt! Daher spricht der Thinktank ReclaimFinance auch von einem „anti-climate bias“.

Somit steht fest: Aktuell verstärken die Investitionen der EZB die Klimakrise!

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In ihrem Report „Quantitative easing and climate: The ECB’s dirty secret“ zeigt Reclaim Finance, dass 38 Firmen, die Geschäfte mit fossilen Energien machen, durch die EZB finanziert werden. 63% der Käufe aus Unternehmensvermögenswerten (corporate asset purchases) gehen an Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß.

Eine dieser Firmen ist Fortum. Fortum ist der größte Anteilseigner von Uniper Energy, dem Unternehmen, das trotz beschlossenem Kohleausstieg und entgegen der Empfehlung der Kohlekommission mit #Datteln4 am 30.5.2020 ein neues Steinkohlekraftwerk ans Netz gehen ließ!

Nicht ohne Protest.

Zwei weitere finanzierte Firmen sind Shell und Total. Shell plant seine klimaschädliche Öl- und Gas-Produktion noch um 38% bis 2030 zu erhöhen und Total will sie im gleichen Zeitraum um 12% steigern!

Mehr zu den Menschenrechtsverfehlungen und Klimaverbrechen von Shell und Total findet sich hier.

Wir fordern die EZB auf, keine Firmen mehr zu unterstützen, die mit fossilen Energien ihr Geld verdienen oder jetzt noch neue klimaschädliche Projekte umsetzen und planen. Die EZB darf nicht länger das Problem verstärken, sondern muss Teil der Lösung werden!

KEIN GELD FÜR ZUKUNFTSKILLER

sondern

Money for Future!

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P.S. Eine aktueller Bericht von Greenpeace kommt zum selben Schluss.

Unsere Aktion zur Deutschen Bank: https://koalakollektiv.de/deutsche-bank-die-schmutzigste-bank-deutschlands/

Unsere Aktion zur Commerzbank: https://koalakollektiv.de/unsere-aktion-bei-der-commerzbank-das-steckt-dahinter/