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Das laute Schweigen – Warum wir Klimagerechtigkeit und Gaza zusammendenken müssen – KlimaKneipe mit Tomer Dotan-Dreyfus

5. Dezember | 19:0021:00
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Seit dem 7. Oktober 2023 und der israelischen Reaktion darauf erleben wir eine dramatische Spaltung der Öffentlichkeiten – weltweit, aber besonders deutlich in Deutschland. Die Debatte ist polarisiert, vergiftet, von Repression und „Silencing“ geprägt. Viele erleben ein Klima der Angst.

In der Klimagerechtigkeitsbewegung hat dies zu etwas geführt, das schwer zu übersehen ist: Schweigen. Lähmung. Sprachlosigkeit. Während weltweit Klimagruppen die Zusammenhänge zwischen Klimagerechtigkeit, Postkolonialismus und Gaza diskutieren, herrscht in Deutschland weitgehend Paralyse. Warum fällt es gerade hier so schwer, sich öffentlich zu positionieren? Was bedeutet dieses Schweigen?

Manche sehen vielfältige Verbindungen: Julia Steinberger etwa bezeichnet Gaza als „Menetekel“ – als Vorschau auf den Umgang mit zukünftigen Klimaflüchtlingen. Andere betonen postkoloniale Muster, Extraktivismus, die Zerstörung von Lebensgrundlagen. Wieder andere reagieren skeptisch: Wird hier nicht zu viel in einen Topf geworfen?

Diese Fragen wollen wir gemeinsam erkunden – ohne die Diskussion vorwegzunehmen, ohne sofort zu werten. Dafür haben wir Tomer Dotan-Dreyfus eingeladen.

Tomer ist in Israel aufgewachsen und lebt seit 14 Jahren als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Er gehört zu jenen linken israelischen Stimmen, die sich schon lange vor dem 7. Oktober kritisch mit der israelischen Politik und Gesellschaft auseinandergesetzt haben – und die auch in Deutschland zunehmend in die Defensive geraten sind. In seinem jüngst erschienenen Buch „Keinheimisch“ schreibt er über seine Kindheit als Nachfahre von Holocaustüberlebenden in Israel und sein Leben in Deutschland. Per Leo kommentiert: Deutschland solle diesen „literarisch hochveranlagten Störenfried wie seinen Augapfel hüten, wenn es ihm mit dem Schutz jüdischen Lebens ernst wäre.“

Tomer wird uns Impulse geben zu Fragen wie:

– Warum ist die deutsche Debatte zu Gaza so anders als in anderen Ländern? Welche Rolle spielen historische Verantwortung, Staatsräson, unaufgearbeitete Geschichte?
– Wie sehen linke israelische Perspektiven auf das Geschehen – jenseits der Logiken von Regierung und Militär?
– Was hat Gaza mit Klimagerechtigkeit zu tun? Sind die Zusammenhänge zwingend oder konstruiert?
– Warum schweigen so viele Klimagruppen in Deutschland? Was bedeutet dieses Schweigen – Komplexität, Angst, Taktik, oder etwas anderes?
– Wie können wir über diese schwierigen Fragen sprechen, ohne sofort zu triggern? Wie gelingt ein Diskurs, der sich an universalistischen Menschenrechten orientiert?

Im Dezember 2024 hat Ende Gelände nach einem Jahr intensiver interner Diskussion ein Positionspapier zu Gaza veröffentlicht – ein Versuch, das Schweigen zu brechen. Die Resonanz in der deutschen Klimabewegung blieb dennoch überschaubar. Auch wir im KoalaKollektiv haben uns schwergetan, eine gemeinsame Sprache zu finden.

Genau deshalb brauchen wir dieses Gespräch. Nicht um Positionen vorzugeben, sondern um die Spannungsfelder besser zu verstehen. Um miteinander ins Gespräch zu kommen – auch wenn wir nicht in allem einig sind.

Es wird eine intensive Klimakneipe werden. Wir laden euch ein, dabei zu sein – ob ihr schon klare Positionen habt oder noch zwischen den Stühlen steht, ob ihr Antworten sucht oder einfach nur besser verstehen wollt, was gerade passiert.

Wir freuen uns auf den Abend mit Tomer und auf eure Fragen und Perspektiven.

Das KoalaKollektiv Frankfurt

Details

  • Datum: 5. Dezember
  • Zeit:
    19:00 –21:00
  • Veranstaltungskategorie:

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