22. Januar 2022

Koala-Export: Deutsch-französischer Protest in Strassburg

Fahrt in die Abenddämmerung, Fahrt ins Morgengrauen: Mit vollbepackten Transportern oder per Zug machten sich am 18. und 19. Januar mehrere Koalas auf nach Straßburg. Die Anti-Atomkraft-NGO .ausgestrahlt hatte uns eingeladen, unser Frankfurter Greenwashing-Aktionsbild zur EU-Taxonomie ins Nachbarland zu exportieren. Gemeinsam mit einem deutsch-französischen Bündnis protestierten wir so am 19. Januar vor traumhafter Altstadtkulisse erneut gegen den Vorschlag der EU-Kommission, gefährliche Atomkraft und klimaschädliches Erdgas als nachhaltig zu erklären. Anlass war ein Besuch des französischen Präsidenten Macron im Straßburger EU-Parlament zur Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft. Macron ist treibende Kraft hinter den Plänen, Atomkraft entgegen wissenschaftlicher Empfehlungen in die Nachhaltigkeitstaxonomie aufzunehmen.

Der Protest war bunt, der Protest war laut, der Protest war zweisprachig. Über 120 Menschen waren aus Deutschland und Frankreich angereist und forderten:

Kein Greenwashing von Erdgas und Atomkraft, Monsieur Macron!

Zur Aktion aufgerufen hatten neben KoalaKollektiv und .ausgestrahlt: Réseau „Sortir du nucléaire“, BUND Baden-Württemberg, BUND Südlicher Oberrhein, Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la plaine du Rhin (CSFR), die Gruppe Stop Transports – Halte au Nucléaire, die Vereinigung Stop Fessenheim und die Mahnwache Breisach.

Auf der Bühne erhielten wir schlagkräftige Unterstützung von Aktivisti aus Freiburg:

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Sogar Politiker:innen ließen sich blicken: Jeaque Fernique, Senator des Départements Bas-Rhin (der französische Senat ist ähnlich wie der deutsche Bundesrat); sowie Michelle Rivasi, Abgeordnete im Europaparlament in der Fraktion „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“.

Vor der eigentlichen Aktion fand eine Kundgebung statt.

Rede des KoalaKollektivs

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Monsieur Macron, Frau v.d. Leyen – wollt ihr uns verarschen?

Gefährliche, teure Atomkraft und zukunftsfeindliches Erdgas in die Nachhaltigkeits-Taxonomie aufzunehmen, ist Greenwashing der übelsten Sorte.

Wieder einmal wird atomarem und fossilem Lobbyismus nachgegeben. Monsieur Macron und die EU-Kommission stellen damit kurzfristige politische und wirtschaftliche Interssen über den Schutz unserer Lebensgrundlagen.

Monsieur Macron, Frau v. d. Leyen – vielleicht haben Sie es noch nicht bemerkt, aber die Klimakrise ist schon da!

Im Globalen Süden leiden Millionen Menschen bereits heute unter steigenden Meeresspiegeln, unter Dürren und anderen Extremwetterereignissen.

Die Klimakrise ist aber nicht nur ein Exportschlager von uns reichen Nationen. Die Überschwemmungs-katastrophen und Waldbrände letzten Sommer in Europa haben gezeigt: Wir sind Täter:innen und Opfer zugleich.

Wir sind aber auch diejenigen, die die Verantwortung und die Möglichkeiten haben, das Fortschreiten der Klimakrise aufzuhalten. Wir müssen einen sozial-ökologischen Wandel gestalten.

Das geht aber nicht mit einem Ausbau von teurer Atomkraft. Für Atomkraft wären Investitionen nötig, die die Kosten von erneuerbaren Energien um ein Vielfaches übersteigen. Ganz zu schweigen von den Gefahren, die von Reaktorkatastrophen ausgehen und von jahrtausendelang strahlendem Atommüll.

Ein sozial-ökologischer Wandel geht auch nicht mit dem Ausbau von fossilem Erdgas, das die Erderhitzung weiter vorantreibt und für das Deals mit menschenverachtenden Regimen geschlossen werden müssen.

Wir fordern von der EU: Haltet die Taxonomie sauber!

Nachhaltigkeits-Label nur für nachhaltige Produkte!

Für ein lebenswertes Leben. Heute. Morgen. Hier. Und überall.

Monsieur Macron, Frau v.d. Leyen: Wir lassen uns nicht verarschen.

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Weitere Infos: Diese (und andere) Aktionen in der Presse