6. Februar 2025

Public Screaming – die andere Wahlparty

Gemeinsam Wüten – Trauern – Feiern

Letzten Sonntag war es so weit: Die erwartbar schlechten Wahlergebnisse wurden real. Mit den dadurch ausgelösten Gefühlen wollten wir nicht alleine bleiben – und zahlreiche andere Menschen anscheinend auch nicht:

Bereits um 17:30 Uhr mussten wegen des großen Andrangs die Türen des Mousonturms (vorübergehend) geschlossen werden. Mehr als 100 Menschen harrten draußen aus, um später doch noch ihre persönliche Reise durch die Gefühle starten zu können – frei nach dem Trauermodell von Elisabeth Kübler-Ross. Die Wartenden wurden vom Dominion Foodtruck mit Falafel gegen Spende kulinarisch bestens versorgt.

Los ging es drinnen (ausgerüstet mit einer dem Titel angemessenen rosaroten Brille) in der Verdrängung: Loungige Bossamusik, Traumschiff-Optik und eine bestens gelaunte Crew nahm die Gäst*innen in Empfang. Wer sich vollends dem Klischee-Sonntagabend hingeben wollte, konnte auf einem durchgesessenen Sofa Schimanski-Tatorte im Röhrenfernseher anschauen.


Es ließ sich nicht leugnen: Auch die dunklen Gefühle waren an diesem Abend im Mousonturm präsent. Wer tiefer eintauchen wollte, konnte sich im Raum Depression, ausgerüstet mit Schallschutz-Kopfhörern entlang einer Neonlinie bewegen. In geöffneten Koffern befand sich eine Auswahl fotografischer Darstellungen der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und der Missachtung von Menschenrechten. Am Ende des Rundgangs konnten die aufkommenden Gefühle auf einem Plakat festgehalten werden.

Das sollte natürlich nicht das Ende der Reise sein, da wir uns ja vorgenommen hatten, den Abend zu einem sinn- und gemeinschaftsstiftenden Erlebnis zu machen. Der Engage-O-Mat, das Herzstück des Bereichs Verhandlung, half an einem Engagement Interessierten mithilfe von Entscheidungsfragen auf spielerische Weise, eine für sie passende Initiative zu finden.

Zum ersten Mal zu sehen: Fast alle zivilgesellschaftlichen Initiativen Frankfurts als Übersicht. Diese haben wir mittlerweile auch digitalisiert:

An der „Screams&Dreams“-Wand konnten Gedanken, Emotionen und Visionen grafisch verewigt werden. Ein Angebot, dass große und kleine Besucher*innen des Abends gerne angenommen haben:

Warum ist eine Scream-Machine eigentlich nicht Standard in politischen Kontexten? Oder ein kleines Box-Workout nach dem morgendlichen Checken der Weltlage?

Wie es eine Person, frisch gestärkt durch den Wutraum, ausdrückte: „Ich habe schon seit Monaten das Bedürfnis, alles einmal rauzuschreien. Das hat so gut getan!“

AkzepTanz? Dann doch lieber Resisdance! Jaraya und Febi von GG Vybe sorgte mit nicen Beats für einen positiven Energieschub, der für einige Wochen in Erinnerung bleiben dürfte.