21. Februar 2023

Koalas in der Kirche

Kirche und Aktivismus passen nicht zusammen? Von wegen. Die Sachsenhäuser Dreikönigsgemeinde lud uns ein, einen Gottesdienst mitzugestalten. „Bewahrung der Schöpfung – warum wir trotz Klimakatastrophe nicht handeln“ war das Thema der Thomasmesse am 19.02.2023.

Dass wir trotz Klimakatastrophe nicht handeln, hat viele Gründe. Manchmal handeln wir nicht, weil es uns zu unbequem ist oder weil wir uns ohnmächtig fühlen. Es gibt aber auch strukturelle Gründe, die es uns schwer machen. Man könnte sich wahrscheinlich Tage und Wochen mit dem Thema auseinandersetzen – aber so lange will natürlich niemand in der kalten Kirche sitzen. Unser zehnminütiges Anspiel reichte aus, um den Gottesdienstbesucher*innen Denkanstöße zu geben.

Frauenpower mit Gottes Segen

Es folgte eine feministische Predigt der Pfarrerin Frau Alves Christe zum Satz „Macht euch die Erde untertan“ (1. Buch Mose, Kapitel 1). Nach ihrem Verständnis geht es bei dem Satz nicht um einen Auftrag, sondern um einen Segen. Und „gesegnet wird man von Gott, um ein Segen zu sein für andere. […] Von Gott gesegnet soll der Mensch zum Segen werden für seine menschlichen und tierischen Mitgeschöpfe“, so Alves Christe. Mit deutlichen Worten prangerte sie die Zerstörung der Schöpfung durch die Menschen an und forderte vollen Einsatz von Christ*innen zu deren Bewahrung. Insbesondere betonte sie, dass alle Menschen, Männer und Frauen, zusammenarbeiten müssen:

„Der Auftrag zu herrschen ist auch nicht einzelnen Menschen gegeben, sondern grundsätzlich allen Menschen, also ganz gewiss nicht einzelnen Männern. […] Wie anders hätte die Herrschaft über die Erde wohl ausgesehen, wenn sie schon immer gemeinschaftlich von Männern und Frauen ausgeübt worden wäre!“

Frau Alves Christe, Pfarrerin der Dreikönigsgemeinde

heiße Diskussionen und heiße Suppen

Der Gottesdienst wäre aber keine Thomasmesse gewesen, hätte er nur aus frontaler Berieselung bestanden. Die Thomasmesse ist ein modernes Gottesdienstkonzept aus Skandinavien. Nach einem gemeinsamen Einstieg gibt es eine offene Zeit mit unterschiedlichen Angeboten für unterschiedliche Bedürfnisse. Ein „Raum der Stille“ und eine Gesangsrunde für Taizé-Lieder luden zu medidativer Einkehr ein. An Infotischen gab es weiteren Input zur Klimakrise und zu Handlungsmöglichkeiten, insbesondere in Frankfurt. In einem Gesprächskreis diskutierten wir mit einigen Gottesdienstbesucher*innen über die Themen des Anspiels – teilweise kontrovers und hitzig.

Im Anschluss an den Gottesdienst gab es die Möglichkeit, die Gemüter bei einer heißen Suppe wieder abzukühlen. Das Küche-für-Alle (KüfA) Kollektiv „Food that’s left“ versorgte uns mit leckeren veganen Gerichten aus geretteten Lebensmitteln.


Ihr wollt das Anspiel für einen Gottesdienst oder eine andere Veranstaltung verwenden? Ihr habt Interesse am Handout mit den Fakten zur Klimakrise? Schreibt uns an mail[at]koalakollektiv.de.