1. Oktober 2020

RWE, Greenwashing und die Rolle der Journalist:innen

Zur Zeit gibt es rege Diskussionen über die Rolle der Medien in der Klimakrise. Zeitgleich gibt es eine neue Greenwashing-Kampagne, mit der RWE zeigen will, wie nachhaltig sie sind.

Was hat das miteinander zu tun?

Der Hauptanteil der Stromerzeugung von RWE kommt immer noch von fossilen Energieträgern. Die folgende Abbildung zeigt den RWE-Energiemix von 2019:

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Der hohe Anteil fossiler Energien scheint RWE selber peinlich zu sein. Zumindest schönen sie in ihrem Social-Media-Auftritt die eigenen Zahlen. (Man beachte das Tortendiagramm und die realen Zahlen 🤯)

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Der selbsternannte Aufstieg zum „grünen Konzern“ liegt nicht daran, dass man mehr Windkrafträder oder Solarzellen baut, sondern einfach am Aufkauf der Eon-Tochter Innogy.

Denn tatsächlich ist die Klimabilanz so verheerend, dass die NGO Urgewald RWE den unrühmlichen Titel „größter Klimakiller Europas“ verlieh: Drei der TOP 5 klimaschädlichsten Kraftwerke in Europa stammen von RWE.

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Was der Konzern tatsächlich von Klimaschutz hält, zeigt sich auch, wenn er selbst parlamentarischen Beobachter:innen bei Aktionen von Klimaaktivist:innen droht:

Keine Skrupel kennt RWE auch beim Zerstören von Dörfern. Lützerath soll noch in diesem Jahr abgerissen werden, um im Tagebau Garzweiler an neue Braunkohle zu kommen.

Dies tut der Energieriese sogar, ohne, dass es energiewirtschaftlich notwendig wäre! Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Greenpeace, die sich mit Garzweiler beschäftigt.

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Während also „Ende Gelände“ Kohlegruben von RWE besetzt, zieht der Konzern eine schamlose PR-Kampagne durch, ohne wirklich etwas für den Klimaschutz zu tun und streicht durch das „Kohleeinstiegsgesetz“ noch Millionen an Steuergeldern ein.

— CUT —

25 September 2020, Tag des gobalen Klimastreiks: Die ZEIT veröffentlicht eine fast apokalyptische Grafik, die zeigt, wie die Welt bei 4 Grad Erhitzung aussieht, aktuell kein unwahrscheinliches Szenario. (tl;dr: Alles was orange oder schwarz ist, wird bei 4 Grad unbewohnbar sein.)

Gleichzeitig bietet sie RWE bei ZEIT-ONLINE eine riesige Bühne für Greenwashing. Wie verantwortet ihr das, liebe Zeit?

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Denn: Wirtschafteten alle Unternehmen so wie RWE, würde sich die Erde um 13,8 Grad erhitzen. 13,8 GRAD!!! Das zeigt ein Bericht des Beratungsunternehmens Right.
Und die PR-Strategie von RWE hat wirklich System: Auch im Nachhaltigkeitsheft des PlusDreiMagazins der SZ hat RWE erfolgreich Werbung schalten können.

Muss das wirklich so sein?

Nein. Dass es BESSER geht, zeigt die TAZ. Am 25. September 2020 wollte RWE eine Anzeige schalten, in der sie sich als Vorreiter Erneuerbarer Energien feiert. Ironie: Die Ausgabe wurde von Klimaaktivist:innen gestaltet. (Soviel Chuzpe muss man erstmal haben…)

Verhindert wurde dies nach langen Diskussionen – nur durch den Einsatz der Aktivisti!

Moneyquote aus dem verlinkten TAZ-Artikel zur neuen RWE-Greenwashing-Strategie: „Selbst die FAZ nennt dies ‚peinliche Öko-Propaganda“.

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Dass es NOCH VIEL BESSER geht, zeigt der Guardian. Er hat beschlossen, ab sofort Werbung fossilistischer Unternehmen auszuschließen! So geht Vision!

Zusätzlich wurde auch die Sprache der realen Bedrohung angepasst und eine „klimagerechte Sprache“ eingeführt. Mittlerweile ist in Deutschland die TAZ nachgezogen. (z.B. Erderhitzung statt Erderwärmung, Klimakrise statt Klimawandel)

Am 7. September 2020 veröffentlichte die Journalistin SaraSchurmann einen offenen Brief, in dem sie die Medien aufforderte, besser über die Klimakrise zu berichten. Viele Kolleg:innen unterschrieben. Das ist ein Anfang, den wir unterstützen möchten.

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Liebe Medien, gebt euch nicht für Greenwashing-Kampagnen hin! Berichtet besser und vermeidet False Balance. Nehmt kein Geld der Zukunftskiller. Wir haben keine Zeit mehr!

In Frankfurt wurden Greenwashing durch Aktivisti korrigiert. Beim nächsten Mal ist es Eure Aufgabe!